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Verhalten des Wolfes

Das Heulen

Kaum ein anderes tierisches Verhalten hat den Menschen in dem Maße in den Bann gezogen, wie es das Wolfsheulen getan hat und immer noch tut. Den einen erfüllt es mit Schaudern, während der andere fasziniert dem "Gesang" der Wölfe lauscht. Kaum ein anderer Laut ist in Grusel- und Horrorfilmen so oft verwendet worden wie das Heulen des Wolfes. Doch ungeachtet der emotionalen Wirkung des Heulens auf uns Menschen, hat sich die Verhaltensforschung dieser Lautäußerung angenommen und viel über seine Funktion herausgefunden.

heulender wolf Bei der Fernkommunikation mit anderen Rudeln spielt das Heulen eine sehr wichtige Rolle. Hier wird es zum Ausdruck der Inanspruchnahme des Territoriums eingesetzt. Gerade wenn Beute geschlagen wurde, wird sofort auf das Heulen eines entfernten Rudels geantwortet. Damit wird die Bereitschaft kundgetan, diese Ressource gegebenenfalls zu verteidigen. Sind anderenfalls die Eindringlinge jedoch schon nah, unterbleibt die Beantwortung des Heulens. Stattdessen werden Kundschafter entsandt, die sich ihnen lautlos nähern und die Situation begutachten.
Dieses Verhalten zeigen Wölfe auch um ihre Höhle, da auch dieser Ort einen Platz hoher Schutzbedürftigkeit darstellt, da sich in der Höhle die hilflosen Welpen des Rudels befinden.

Innerhalb des Rudels erfüllt das Heulen eine andere Funktion. So dient spontanes gemeinschaftliches Heulen der Förderung des Zusammenhalts des Rudels und wirkt der Eskalation von Auseinandersetzungen entgegen. Es ist logisch, dass das gemeinschaftliche, spontane Heulen meist von den rangniederen Tieren eingeläutet wird.
Aber auch zum Synchronisieren von Verhaltensweisen wird das heulen eingesetzt. So stimmt der Alpha-Rüde mit Geheul das Rudel zur Jagd ein.
Jeder Wolf verfügt über ein individuelles Klangspektrum, an dem er eindeutig von den anderen Rudelmitgliedern zu identifizieren ist. Somit dient es auch zur Zusammenführung einzelner verstreuter Rudelmitglieder. Dabei ist zu beobachten, dass die ranghöheren Wölfe in einem niedrigeren Klangspektrum heulen als die Rangniederen.
Es soll sogar schon beobachtet worden sein, dass rangniedere Wölfe durch Imitation des Geheuls eines Ranghöheren ihre Stellung zu verbessern versuchten. Diese "Betrüger" sollen dann verstoßen worden sein. Jedoch ist diese Information noch strittig, da ich noch keine anerkannten Quellen finden konnte.

Die Wissenschaft mag das Heulen des Wolfes wohl erklären können, dennoch bleibt die Faszination auf den Menschen bestehen.

Die Körpergestik

Die Kommunikationsfähigkeit hat bei Spezies, die in sozialen Verbänden leben eine zentrale Rolle − so auch beim Wolf. Hierfür bedient er Gestik sich neben dem Heulen auch der Körpergestik, mit der er den anderen Stimmungslagen mitteilen kann. Dabei nimmt er unterschiedliche Körperhaltungen ein und setzt unterschiedliche Gesichtsmimiken ein.

Die Alphas erkennt man im normalen Rudelalltag daran, dass sie mit erhobenem Kopf und leicht angehobenem Schweif umhergehen. Dabei strahlen sie eine Selbstsicherheit aus, die keinen Zweifel an ihrer Vormachtstellung lässt. Ein rangniederer Wolf wird stets eine Unterwürfigkeitsgeste einnehmen, wenn sich ihnen ein ranghöheres Exemplar nähert. D.h. er legt seine Ohren an, macht seinen Rücken etwas krumm und hält seinen Schweif niedrig. Zeigt der Dominantere aggressive Tendenzen, wird er versuchen, die Mundwinkel des Ranghöheren zu belecken, um ihn zu beschwichtigen. Damit ahmt er das Verhalten eines Welpen nach, der um Futter bettelt, um so seiner Unterwürfigkeitsgeste Nachdruck zu verleihen.
Bei einem noch stärkeren Ausdruck der Unterwürfigkeit legt sich der sich unterwerfende Wolf auf die Seite, klemmt seinen Schweif zwischen seine Hinterläufe unter den Bauch und entblößt seinen Hals. Damit ergibt er sich voll und ganz dem dominanten Wolf.

Bei einem Streit rangunterschiedlicher Wölfe z.B. um Beute oder einen bevorzugten Schlafplatz reagiert der Dominante mit Drohgebärden. Dann steht er mit steifen Beinen vor dem Kontrahenten, richtet seine Ohren auf, hebt seinen Schwanz, bis er steil aufrecht steht und fixiert ihn mit einem starren Blick. Lässt der Kontrahent sich davon nicht beeindrucken, sträubt sich zudem das Nacken- und Rückenfell. Dabei hebt er seine Lefzen, entblößt seine Eckzähne und gibt ein tiefes Knurren von sich.
Oben rechts sind einige Gestiken illustriert.

Das Jagdverhalten

Der Wolf steht an der Spitze der Nahrungskette und ist wie alle Raubtiere für rennender Wolf sein Überleben auf das Erbeuten von anderen Tieren angewiesen. Als Rudeltier ist es ihm möglich, Beute zu reißen, die um ein Vielfaches größer ist als er. So gehören Rot- und Schwarzwild wie Damwild bis hin zu Elchwild zu seinen Beutetieren. Jedoch ist der Wolf in der Wahl seiner Beute nicht sehr wählerisch. Neben genannten Tieren gehören auch Nagetiere und sogar auch Obst zu den Nahrungsquellen. Auch sind sie sich nicht zu fein, an Aas zu gehen oder Mülldeponien nach etwas Fressbarem zu durchstöbern. Allerdings kommt der Wolf wegen seiner Vorliebe zu Schafen und anderen Haustieren häufig in Konflikt mit den Interessen des Menschen, was letztlich fast zu seiner Ausrottung geführt hat. Jedoch gerade in der Zeit, wo er seine Welpen aufzieht, wo der Nahrungsbedarf recht hoch ist, sind die leicht zu erbeutenden Tiere eine bevorzugte Beute.

Oft wandern Wölfe auf der Suche nach einem Beutetier tagelang umher, welches sie mit ihrer Nase aufspüren. Der Wolf verfolgt eine andere Jagdstrategie als Raubkatzen, die sich zumeist an ihre Beute heranschleichen und in einem kurzen, kraftvollen Sprint einholen und erlegen. Der Wolf ist ein typischer Hatzjäger; sein ganzer Körper ist auf kilometerlange Verfolgungen ausgerichtet. Das bedeutet jedoch nicht, dass Wölfe kopflos hinter irgendwelchen Tieren herjagen. Sie verfolgen dabei ausgeklügelte Jagdstrategien, bei denen die topographischen Besonderheiten der jeweiligen Landschaft mit einbezogen werden.
Vor einer Jagd verteilen sich die Rudelmitglieder geschickt in der Umgebung, um der Beute mögliche Fluchtwege abzuschneiden. In den Bergen Rumäniens konnte beobachtet werden, wie ein Wolfsrudel, welches einen Hirsch bejagte, das Beutetier geschickt über mehrere Kilometer hinweg in steile Täler lenkte, aus dem es für das erschöpfte Tier kein Entrinnen mehr gab.
In den meisten Fällen entkommen aber die Beutetiere ihren Häschern, bevor sie nahe genug an sie herangekommen sind.

Bei einem Übergriff auf eine Schafsherde konnte beobachtet werden, wie sich zunächst zwei Wölfe offen präsentierten, die sogleich von den Hirtenhunden attackiert wurden. Erst als die Hunde so von der Herde weggeführt wurden, tauchten die anderen Rudelmitglieder auf, die sich dann der Herde annahmen.

Hat das Rudel ein großes Huftier erbeutet, steht ihm für eine kurze Zeit fressender Wolf Nahrung in Überfluss zur Verfügung. Ein Wolf benötigt durchschnittlich pro Tag ca. 2kg Fleisch. Jedoch ist er in der Lage mehr als 11kg an einem Tag aufzunehmen. Dies gelingt ihm, weil der Verdauungsapparat eines Wolfes für die rasche Aufnahme auch von größeren Mengen angepasst ist. Dies befähigt ihn, auch längere Perioden ohne Nahrung durchzustehen.
Auch wenn Wölfe hervorragende Jäger sind, ist nicht jede Jagd erfolgreich. Biologen in Nordamerika konnten ermitteln, dass etwa nur 5% der Jagden auf Elche von Erfolg gekrönt waren. Denn im Laufe der Evolution haben auch die Beutetiere Fluchtstrategien und auch Waffen entwickelt, die es ihren Häschern sehr schwierig macht. So sind die spitzen Vorderhufe von Hirschen gefährliche Waffen, die einen Wolf lebensgefährlich verletzen können. Daher profitieren Wölfe als Hetzjäger vor allem von kranken und schwachen Tieren.

 

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